Reizdarm

Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähungen, teilweise Durchfälle im Wechsel mit Verstopfung umschreiben den Symptomkomplex des Reizdarmsyndroms.
Wer unter diesen Symptomen leidet, plant sein Leben häufig so, dass eine Toilette in Reichweite ist.

Betroffene Menschen und dies sind ca. 10% bis 15% aller Menschen in den westlichen Industrieländern klagen über diese Beschwerden, wobei diese in unterschiedlicher Ausprägung vorkommen. Sie sind keineswegs nur auf den Dickdarm begrenzt, sondern beziehen sich im Grunde auf den gesamten Verdauungstrakt.

Beim „echten“ Reizdarm haben die Patienten nachts in der Regel gar keine Beschwerden , was einen wichtigen Unterschied zu organischen Erkrankungen ausmacht bzw. in Abgrenzung zu Nahrungsmittelunvergräglichkeiten zu sehen ist. Das heißt: obwohl keine Krankheit in wörtlichen Sinne vorliegt, spielt der Darm verrückt. Die Diagnose stellt durchaus eine Herausforderung dar, da sich die Symptome eben mit etlichen anderen gastrointestinalen Symptomen überschneiden können.

Diagnose: Rom IV Kriterien übertreffen die alten Rom III-Kriterien für Erwachsene

  • Auftreten von Unwohlsein oder Bauchschmerzen an mindestens 1 Tag / Woche in den letzten 3 Monaten
  • Symptombeginn mind. 6 Monate vor Diagnosestellung
  • Wiederkehrende Bauchschmerzen im Zusammenhang mit mind. 2 der folgenden Kriterien:
  • Veränderte Stuhlhäufigkeit
  • Veränderte Stuhlbeschaffenheit, also Stuhlkonsinstenz

Funktionelle Obstipation

Bei der funktionellen Verstopfung müssen folgende Rom-IV-Kriterien in den letzten 3 Monaten erfüllt sein und die Symptome ebenso mindestens 6 Monaten vor Diagnosestellung begonnen haben:

  • mindestens zwei der folgenden Faktoren:
    • star­kes Pressen bei > 25 % der Stuhlgänge
    • klum­pi­ger oder harter (Bristol Stuhlskala 1-2) bei > 25 % der Stuhlgänge
    • Ge­fühl der in­komplet­ten Ent­leerung bei > 25 % der Stuhlgänge
    • Ge­fühl der „Blo­ckie­rung“ in > 25 % der Stuhlgänge
    • manu­el­le Manö­ver zur Er­leichterung der Ausscheidung (z.B. digitale Aus­räu­mung, Un­terstüt­zen des Beckenbodens) bei > 25 % der Stuhlgänge
    • we­ni­ger als 3 spontane Darm­bewegungen/Wo­che

und weitere Bedingung:

  • oh­ne Abführmittel kein (bzw. selten) weicher, un­ge­form­ter Stuhl

Nach den WHO Diagnose-Kriterien (ICD-10) handelt es sich beim RDS um eine somatoforme autonome Funktionsstörung.

Richtig ist: der erste Gang führt zu Ihrem Arzt, damit organische Ursachen ausgeschlossen werden können. Die wichtigsten Untersuchungen sind

  • das ärztliche Gespräch
  • körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchung
  • Ultraschall des Bauches
  • bei Durchfall Untersuchung auf krankmachende Keime oder Parasiten
  • Prüfung auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten / Allergien bzw. deren Ausschluss
  • Abklärung der Medikamenteneinnahme
  • Erfassung der psychosozialen Situation

Eine Spiegelung des Dickdarms ist nicht zwangsläufig notwendig, eine Indikation hierfür wäre evtl.

  • das Alter der Person (> 40 Jahre)
  • wenn in der Familie schon jemand an Darmkrebs erkrankt ist
  • wenn eine große Krebsangst beim Patienten besteht.

Mehrfachspiegelungen sind nicht vertretbar.

RDS Diagnose:  Zwischen Erleichterung und Ohnmacht

Wie die Diagnose bei PatienInnen ankommt, ist durchaus sehr unterschiedlich. Häufig wird sie negativ beurteilt „Wischi-Waschi“ oder „wenn dem Arzt nichts Besseres einfällt“ usw.
Andere Personen, die durch Ihren Arzt gut über das Krankheitsbild aufgeklärt wurden, sind erleichtert, nicht als Spinner abgetan zu werden und dass eine z.B. onkologische Erkrankung ausgeschlossen werden konnte.

Ursachen und Spurensuche

Beim RDS liegen unterschiedliche Mechanismen zu Grunde, die beim einzelnen Patienten unterschiedlich vorhanden bzw. ausgeprägt sein können.

Hierzu zählen nach Sichtung der Ergebnisse verschiedener Fachgesellschaften:

  • Eine erhöhte Aktivität des enteralen, also darmeigenen Nervensystems.
  • Eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit bei Dehnung des Darms.
  • Vorausgegangene Darminfektionen (z.B. mit Salmonellen, Shigellen oder Camphylobacter). So haben 7% bis 30% der Patienten nach Ausheilung einer nachgewiesenen Infektion ein RDS entwickelt. Besondere Risikofaktoren hierbei scheinen a) das weibliche Geschlecht b) die Dauer der Erkrankung c) das Vorhandensein von Stressoren um den Zeitpunkt der Erkrankung zu sein.
  • Immunologische Veränderungen in der Darmschleimhaut des Dünn- und Dickdarms verbunden mit einer erhöhten Durchlässigkeit des Darms.
  • Eine gestörte Darmflora nach überstandener Infektion, nach Antibiotikagaben.
  • Stress  und psychische Belastungssituationen, die Symptome triggern.

Das zweite Gehirn sitzt im Darm

Geahnt haben wir es immer schon, wissen wir doch, wie bestimmte Ereignisse (Freude, Angst, Stress) sich auf unseren Verdauungstrakt auswirken können: mit Unwohlsein, Bauchschmerzen und Veränderungen beim Stuhlgang.

Psychische Prozesse und unsere Verdauung sind auf das innigste gekoppelt.
Unser Darm ist eingebettet in ein ganzes Netzwerk von Nervenzellen und -fasern, welche die gesamten Verdauungsprozesse autonom steuern. Er scheint aber auch ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Nervenbotenstoffen und Hormonen zu regulieren. Und dennoch gibt es die wechselseitige Verschaltung zwischen Kopf- und Bauchhirn. Doch welche „Missverständnisse“ haben sich im Dialog zwischen Darm- und Kopfhirn beim RDS eingenistet?

Amerikanische Forscher haben Interessantes beobachtet, sie hatten bei RDS-Patienten einen Kunststoffballon in den Dickdarm eingebracht und solange aufgeblasen, bis die Probanden Anzeichen von Schmerz verspürten. Gleichzeitig zeichneten sie mit einem Computertomographen die Hirnaktivität auf. Hier beobachteten sie bei den RDS Patienten eine erhöhte Aktivität im limbischen System, welches für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist. Das limbische System soll – so die Forscher – unangenehme Empfindungen dämpfen. Bei den RDS Patienten sei dieser Schutzmechanismus ungenügend. Deshalb komme jede Darmbewegung, Ärger und Schmerz ungehindert im Bewusstsein an.

Warum so eine Schutzfunktion fällt, ist nicht abschließend geklärt.
Chronischer Stress sei ein wichtiger Trigger. Er aktiviere bestimmte Immunzellen im Darm, welche Entzündungstoffe wie Histamin ausschütten. Histamin ist unter anderem an der Regulation der Peristaltik (Bewegungsabläufe) im Darm als auch für das Schmerzempfinden zuständig.

Allgemeine Therapieoptionen

  • Symptomorientierte medikamentöse Therapie durch den Arzt
  • Ernährungstherapeutische Begleitung
  • psychosomatische Grundversorgung
  • ggf. psychotherapeutische Behandlung

Das können Sie bei mir erwarten:

Ausführliche Anamnese

  • Sichtung aller Labor- und Untersuchungsergebnisse
  • Frage nach aktueller Medikation sowie deren Dauer
  • Zielsetzung und die dafür notwendigen Schritte / Methoden / Maßnahmen werden erarbeitet

Je nach Ausgangssituation kommen folgende Interventionen in Betracht:

  • Ernährungs-Stuhl-Sypmtom-Tagebuch und seine Auswertung
  • Individuelle Ernährungsanpassung hinsichtlich schlecht verträglicher Lebensmittel allgemein, Beseitigung eines möglichen Nährstoffdefizits durch einseitige Ernährung.
  • Ausschluss oder Berücksichtigung von bisher nicht erkannten Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption, Histaminabbaustörung usw.) oder immunologisch vermittelte Allergien in Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt/Allergologen/Internisten.
  • Ggf. Einsatz bestimmter Probiotika, besonders bei vorausgegangener (auch weiter zurückliegender) Darminfektion, gern in Absprache mit Ihrem Arzt.
  • Identifikation von Stressauslösern, Stressmanagement
  • Darmbezogene Hypnose¹
  • Erlernen von Selbsthypnose

„Das Schlimmste ist, dass die Beschwerden mein ganzes Denken einnehmen, alles, der ganze Alltag, auch das Essen wird zum Stress.“
Aussagen dieser Art bringen die andere Seite des RDS in Form von Stress, Angst oder Ärger zum Ausdruck.

Wichtig ist für mich die Frage nach der zu Grunde liegenden Gemeinsamkeiten der psychischen und körperlichen Zusammenhänge:

  • Hat mein psychisches Befinden Einfluss auf den Darm oder ist es umgekehrt?
  • Läuft Beides parallel?
  • Die Symptome des RDS und dem psychischen Befinden stehen in enger Wechselwirkung und erhalten sich aufrecht.

Hypnose als Brücke zwischen Körper und Seele

Während der Hypnosebehandlung werden Sie in eine sog. Trance geführt, in der Ihre Aufmerksamkeit in besonderer Weise gebündelt wird, so dass Erinnerungsbilder und Zukunftsvorstellungen als auch innere Bilder von Bewegungsabläufen (z.B. denen Ihres Verdauungstraktes) intensiv erlebt und insbesondere modifiziert werden können.

In der hypnotischen Trance befinden Sie sich in einem Bewusstseinszustand mit deutlichen Veränderungen im Gehirn als auch im Körper. Entspannung und die Empfänglichkeit für Suggestionen kennzeichnen eine Trance. In Trance nehmen Sie Angebote des Therapeuten, welche dieser in verantwortungsbewusster Weise speziell für Sie/mit Ihnen erarbeitet hat, wahr, Sie sind empfänglicher für metaphorische Bilder, die bei der darmbezogenen Hypnose einen positiven Einfluss auf Ihre Symptomatik nehmen können und Linderung herbeiführen.

Hypnose unterscheidet sich vom Schlaf und Wachbewusstsein. Sie können die gesamte Intervention erinnern. Die veränderte Arbeitsweise des Gehirns unter Hypnose lässt sich neurophysiologisch durch eine Veränderung der Hirnwellen und eine Aktivierung bestimmter Bereiche im Gehirn nachweisen, welche für Steuerung, Wahrnehmung und mentale Entspannung zuständig sind. In hypnotischer Trance können Lern- und Erinnerungsprozesse außerhalb der bewussten Wahrnehmung angesprochen und die bildhafte Verarbeitung gefördert werden. Die imaginierten (also die vorgestellten) Bilder gewinnen in Trance eine innere Realität.

¹Bei Reizdarmpatienten können eindrucksvolle therapeutische Erfolge erzielt werden, besonders bei Patienten, die auf Medikamente nicht gut ansprechen. Die Wirksamkeit wurde vielfach in kontrollierten Studien belegt und wird heute in der evidenzbasierten Medizin empfohlen.

Die darmbezogene Hypnose richtet sich mit ihren Suggestionen überwiegend an den Verdauungstrakt, es werden direkte Suggestionen (aus der klassischen Hypnose) sowie indirekte Suggestionen nach Milton Erickson eingesetzt. Die Hypnose beinhaltet jedoch auch stärkende Suggestionen zum Umgang mit Stressauslösern und deren Bewältigung im Hinblick auf die RDS-Symptomatik.

Das Erlernen von Selbsthypnose befähigt Sie auch nach Ablauf der Behandlung zu einer besseren Selbststeuerung.
Die hypnotherapeutische Behandlung unbewusster Konflikte wird in diesem Setting explizit ausgeschlossen. Sie ersetzt nicht eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung oder eine Behandlung innerer Erkrankungen. Wir behalten uns daher vor, im Einzelfall über eine Annahme bzw. Ablehnung der Behandlung zu entscheiden.

Dauer der Intervention

Behandlungsergebnisse im zeitlichen Verlauf zu erfassen ist individuell sehr verschieden und hängt von unterschiedlichen Parametern ab.

Sind ggf. ausschließlich ernährungsphysiologische Fragestellungen zu bearbeiten, rechnen Sie mit ca. 5 Sitzungen hierfür.

Für die Intervention mit Hilfe von Hypnose braucht es durchschnittlich 5-7 Sitzungen für einen ordentlichen Erfolg, das Üben zu Hause vorausgesetzt.

Kosten

Die Gebühren für die oecotrophologische Therapie können bei ärztlicher Verordnung auf Antrag bei Ihrem Krankenversicherer bezuschusst werden.

Die Kosten für das Hypnosecoaching werden von den Krankenversicherern bisher nicht übernommen und sind daher vollständig privat zu tragen.

Ich empfehle Ihnen ein persönliches Vorgespräch, um für sich auszuloten, welches Vorgehen für Sie in Frage kommt.

Nehmen Sie daher gern telefonisch oder per Mail Kontakt auf, um einen Termin zu vereinbaren.